Soziale Phobie (Social Anxiety) gehört zu den häufigsten psychischen Erkrankungen. Etwa 7-12 % entwickeln mindestens einmal in Ihrem Leben eine soziale Phobie. Wir stellen euch 5 praktische Tipps vor, um mit sozialer Phobie im täglichen Leben umzugehen.
Menschen mit sozialer Phobie haben oft Schwierigkeiten, Freunde zu finden, sich karrieremäßig weiterzuentwickeln oder einen Partner fürs Leben kennenzulernen. Die Krankheit schneidet sich oft tief ins Leben und mindert spürbar die Lebensqualität der Betroffenen.
Der effektivste Weg, die soziale Phobie wieder loszuwerden, ist durch Therapie mit einem professionellen Therapeuten.
Auch bei uns sind einige Therapeuten eingetragen, welche dir bei sozialer Phobie helfen können:
Therapeuten für soziale Phobie
Es gibt viele Tipps, die man sofort mit spürbarem Erfolg anwenden kann. So weit, dass man es selber schaffen kann, seine soziale Phobie komplett zu besiegen. Denn auch ich bin sie ohne Therapie losgeworden.
Einige stelle ich euch nun im Folgenden vor:
5 praktische Tipps, um mit sozialer Phobie im täglichen Leben umzugehen
Wähle jeden Tag Kleidung, in der du dich wirklich wohl fühlst
Kleider machen bekanntlich Leute. Vielleicht kennst du das selber:
Wenn du dein Lieblingskleidungsstück trägst, fühlst du dich plötzlich viel selbstsicherer als sonst.
Probiere einen neuen Style aus und wage dich dabei aus deiner Komfortzone heraus. Vielleicht hast du im Internet einen auffälligen Pullover mit bunten Farben gesehen, der dir sehr gut gefällt, du würdest dich aber nie trauen, ihn anzuziehen? Genau jetzt ist die perfekte Zeit dafür. Nach ein paar unsicheren Momenten wirst du dich darin immer sicheres Fühlen und dein Selbstbewusstsein steigt dann auch.
(Dir jeden Tag ein neues Outfit zu kaufen und dafür dein gespartes aufzubrauchen ist kein Weg in die Besserung, gebe dein Geld bewusst aus.)
Begrüße deine Arbeitskollegen jeden Tag
Der erste Schritt, sich deinen Ängsten in sozialen Situationen zu stellen, ist diese herauszufordern. Du hast dich bisher nie getraut, deine Arbeitskollegen oder Schulfreunde in der Früh zu begrüßen oder sie zu fragen, was es Neues gibt und wie es Ihnen geht? Am Anfang mag das sehr schwer sein. Ich habe mir immer eingeredet, dass ich irgendetwas Falsches sagen könnte, bis ich dann auf Quora gelesen habe, dass sich niemand merkt, was man sagt. Menschen tendieren dazu, sich nach 24 Stunden nur noch daran zu erinnern, wie sie sich gefühlt haben, als sie mit dir geredet haben. Wie du siehst, brauchst du dir also auch keine Gedanken zu machen, was du sagst. Nur deine Körpersprache ist in diesem Fall ein wichtiger Kritikpunkt, dass sich andere wohlfühlen, während sie mit dir reden. Darüber wird auch bald ein Blog Beitrag von uns kommen. Und: höre viel zu und vermeide zu viel über dich zu reden (:
Also probiere es aus: Begrüße deine Arbeitskollegen jeden Tag. Und fange Gespräche an, indem du ganz einfach fragst: Was gestern los war, wie der Tag gestern gelaufen ist oder wie es ihnen geht.
Tipp: Eine gute Methode, eine Konversation anzufangen ist immer einen Referenzpunkt zu etwas zu ziehen, was du gerade siehst oder was du kennst:
Beispiel: Dein Arbeitskollege trinkt jeden Morgen Kaffee, genau wie du. Also könntest du ihn nach der Begrüßung fragen, ob du ihm auch einen von der Kaffeemaschine mitbringen sollst.
Bei dem Punkt: Helfe anderen (etwas weiter unten) kannst du mehr zu den positiven Effekten, wenn du anderen hilfst, lesen.
Fordere dich heraus und entkomme aus der Komfort Zone
Ok, dieser Punkt ist etwas fortgeschrittener, aber wenn du dich das traust, dann bist du schon sehr gut dabei, dich deiner sozialen Phobie zu stellen.
Ich erlebe relativ häufig, dass ich auf der Straße nach dem Weg gefragt werde oder im Zug danach, ob dieser an einer bestimmten Station hält. Eigentlich kann man beide Dinge ganz einfach durch Googeln oder öffnen der DB App herausfinden, aber trotzdem gibt es Menschen, die eben das nicht Tun und stattdessen lieber andere fragen.
Und nach einer gewissen Zeit habe ich angefangen, das auch zu tun. Ich bin also in den Zug gestiegen, mit dem ich jeden Tag nach Hause fahre (also, weiß ich natürlich, dass er an der richtigen Station hält) und habe jemanden, der gerade keine Musik gehört hat, gefragt, ob der Zug an meiner Station hält. Die Überwindung war das Schlimmste, das Gefühl danach unbeschreiblich. Also probiere es aus.
Tipp: Es gibt die sogenannte 5-Sekunden-Regel (Oft auch 3 Sekunden Regel). Das heißt, wenn man etwas machen will (zum Beispiel nach dem Weg fragen), dann sollte man von 5 herunter zählen und dann sofort fragen. Denn dann hat dein Kopf nicht die Zeit, sich Gründe dagegen zu überlegen.
Helfe anderen oder frage andere nach einem Gefallen
Wie oben schon erwähnt ist es wunderbar, anderen zu helfen. Eine genauso positive Wirkung hat es, wenn man andere nach einem Gefallen bittet (dieser Effekt nennt sich Benjamin Franklin Effekt)
Das nächste Mal, wenn du jemanden siehst, der Hilfe zum Beispiel beim Müll rausbringen (Es kann wirklich alles sein) braucht, dann zögere nicht lange und frag, ob du helfen kannst. Du wirst dadurch nicht nur beliebter, es regt auch neue Gesprächsthemen an und du wirst sicherer dabei mit anderen zu reden.
Etwas Fortgeschrittener ist es dann, wenn du andere nach einem kleinen Gefallen bittest, den sie einfach erledigen können. Dadurch wirst du nach dem Benjamin Franklin Effekt beliebter (Die Person, die du nach dem Gefallen bittest mag dich mehr). Dazu kommt von uns auch in Kürze ein Beitrag (:
Lerne etwas Neues um deine soziale Phobie zu besiegen
Was würdest du gerne können? Vielleicht Italienisch, Programmieren oder Excel? Egal was es ist, wenn du anfängst, in deiner Freizeit neue Dinge zu lernen, wirst du riesige positive Effekte in deinem Leben spüren. Denn es gibt kein besseres Gefühl, als wenn du etwas Neues lernst und nach ein paar Wochen dein Fortschritt erstmals sichtbar ist. Wenn du dann Dinge kannst, die nicht jeder kann, wird sich das auch sehr positiv auf dein Selbstbewusstsein auswirken und sorgt auch gleich dafür, dass du in neue Gesprächsthemen eintauchen kannst.
Bonus Tipp: Fange einen Nebenjob in der Gastronomie an
Noch ein kleiner Tipp von mir persönlich. Auch ich litt unter sozialer Phobie. Vor über einem Jahr habe ich angefangen, in der Gastronomie zu arbeiten. Zuerst hauptberuflich, jetzt nur noch nebenberuflich ab und zu an den Wochenenden. Zuerst war es für mich extrem schwer, da ich normalerweise nie auf fremde Menschen zuging. Doch wenn man im Restaurant arbeitet, hat man keine andere Wahl, als auf Leute zuzugehen und mit Ihnen zu sprechen. Nach ein paar Monaten hatte ich mich daran gewohnt und diese Fähigkeiten habe ich auch in mein privates Leben mitgenommen. Seit ich in der Gastronomie arbeite und trotz meiner Angst auf Menschen zugehen musste, bin ich viel offener und gesprächsfreudiger geworden. Deshalb kann ich nur jedem ans Herz legen, ab und zu in einem Restaurant oder einer Bar zu arbeiten. Das Ganze hat nämlich noch einen kleinen Vorteil: Man besiegt seine soziale Phobie, verdient Geld und es macht richtig Spaß, wenn man in einem tollen Team arbeitet. Eine richtige Win-Win Situation.
Denke daran, deine soziale Phobie zu besiegen, braucht Zeit. Sei also nicht zu hart mit dir, wenn du nach der ersten Woche immer noch die gleiche Angst hast wie davor.
Wir wünschen dir ganz viel Erfolg auf deinem Weg.